Warum MINT-Förderung an einer Pädagogischen Hochschule?

Am Wochenende, 13. und 14. April, findet im Kongresszentrum das Finale der First Lego League Deutschland-Osterreich-Schweiz (D-A-CH) statt. Im Interview sprechen Gian-Paolo Curcio, Rektor, und Lilian Ladner, Leiterin der Fachstelle MINT an der PH Graubünden, über den Anlass.

( Barbara Gassler, Redaktorin Davoser Zeitung)

Die Pädagogische Hochschule engagiert sich seit 16 Jahren für die MINT-Förderung im Allgemeinen sowie für Robotik-Wettbewerbe wie die FIRST LEGO League im Speziellen. Gemeinsam mit ihren Partnerinnen der EMS Schiers, der Fachhochschule GR und Hands on Technology führt sie nun das Finale D-A-CH im Kongresszentrum in Davos durch. Warum dieses Engagement?

Gian-Paolo Curcio: Unsere Gesellschaft verändert sich anhaltend, tiefgreifend und nachhaltig. Megatrends wie Wissensgesellschaft, Konnektivität oder Individualisierung wirken sich direkt auf die Anforderungen und Erwartungen gegenüber der Schule aus. Eine Aufgabe der Schule ist es, die Kinder und Jugendlichen auf die hoch technologisierte Welt von morgen vorzubereiten. Das Erlernen der Informatik, sozusagen als Kulturtechnik, wie es auch die Sprache oder die Mathematik ist, sowie die Erfahrung mittels einer Programmiersprache Roboter anzusteuern, um Aufgaben bzw. Probleme zu lösen, fördern Kinder und Jugendliche in ihrem Denken. Die Aufgaben, die jährlich im Rahmen der FIRST LEGO League entwickelt werden, berücksichtigen die Lebenswelt der Kinder sowie Jugendlichen und lassen unterschiedliche Lösungswege zu.

Lilian Ladner: FIRST LEGO League ist ein international durchgeführtes MINT-Förderprogramm, in welchem die Kinder und Jugendlichen in sportlicher Atmosphäre an Wissenschaft und Technologie herangeführt werden. Dies erleichtert ihnen den Zugang zu den MINT-Fächern und weckt das Interesse an diesen Inhalten. Sie werden dank kreativen Lösungsansätzen zu kreativen Lösungen im Team herausgefordert und das analytische wie auch forschende Lernen wird dadurch gefördert.

Gian-Paolo Curcio: Eine gelingende digitale Transformation stellt den Menschen ins Zentrum und dient der Gesellschaft. Damit diese humane digitale Transformation gelingen kann, bedarf es einer Demokratisierung der Technologie. Dadurch bleibt das Programmieren von Robotern nicht einem kleinen Kreis von Technikerinnen und Techniker vorbehalten. Mit Programmen wie der FIRST LEGO League tragen wir wesentlich zu dieser humanen digitalen Transformation und der Etablierung der Informatik als Kulturtechnik in schulischen und ausserschulischen Settings bei.

Das hört sich nach einem perfekten Setting für Kinder und Jugendliche an. Was können Lehrpersonen von einem solchen Programm lernen?

Lilian Ladner: Mit der MINT-Förderung setzt sich die PH Graubünden zum Ziel, dass angehende wie auch erfahrene Lehrpersonen die neuen Technologien kennen, anwenden und im Unterricht einsetzen können. Dabei werden problemorientierte Aufgabenstellungen aus der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen ins Zentrum gestellt. Die Aufgabenstellung fördert unter anderem die Future Skills wie Kooperation, Kommunikation, Kreativität und kritisches Denken. Die PH Graubünden fördert drei FIRST LEGO League-Teams. Diese werden von Studierenden der ETH Zürich und der PH Graubünden gecoacht. Mit diesen Erfahrungen werden die angehenden Lehrkräfte für MINT-Inhalte begeistert und befähigt, diese Kompetenzen der Schülerinnen und Schülern wirksam zu fördern. Sie erweitern ihr fachliches sowie fachdidaktisches Wissen im gegenseitigen Austausch und im wöchentlichen Training. Lehrpersonen profitieren sowohl von den Aufgabenstellungen, welche beispielsweise auch im Fach Medien und Informatik in adaptierter Form eingesetzt werden können, als auch von ihren Schülerinnen und Schülern um die gestellten Probleme lösen zu können.

Wie darf man sich diesen Event vorstellen und was erwartet die Besucherinnen und Besucher?

Lilian Ladner: Die neun- bis sechzehnjährigen Schülerinnen und Schüler bauen und programmieren für das sogenannte «Robotgame» einen vollautomatischen Roboter, um mehrere Aufgaben auf einem vorgegebenen Spielfeld innerhalb von 150 Sekunden zu lösen. Diese Arbeiten und Ideen sowie ihre Fähigkeiten als Team zu arbeiten, stellten die einzelnen Teams am Wettbewerbstag einer Jury vor.  Es reisen 31 Teams aus drei verschiedenen Ländern nach Davos und stellen ihr Können unter Beweis.

In der aktuellen Saison steht der Wettbewerb der First Lego League unter dem Motto «Masterpiece». Das Bündner Team «Fluffy» der FH Graubünden hat sich mit seinem zweiten Platz an der Schweizer Meisterschaft im Lausanne für das D-A-CH-Finale qualifiziert. Die Zweit- und Drittplatzierten der Regionalmeisterschaften, «i-Girls» und «Sapphires» konnten von einer Wild Card profitieren.

Was wünschen Sie sich als Rektor der PH Graubünden bzw. als Leiterin der Fachstelle MINT für die MINT-Förderung der Zukunft?

Gian-Paolo Curcio: «Mit diesem und anderen MINT-Förderprogrammen, die wir anbieten, sprechen wir alle Schülerinnen sowie Schüler der unterschiedlichen Stufen an und ermöglichen ihnen eine neue Perspektive bezüglich der MINT-Fächer in der Schule und ihrer Anwendung in der Wirtschaft. Wenn der Fachkräftemangel im Kanton Graubünden angegangen werden soll, bedarf es aber einer breiteren, inhaltlich koordinierten Initiative, mit zusätzlichen Angeboten, unter Einbezug möglichst aller Bildungsstufen sowie der Wirtschaft.»

Lilian Ladner: Dank den finanziellen Beiträgen unserer Sponsoren und Partner können wir ein weiteres Nachwuchsteam aus Graubünden während einem Jahr unterstützen. Die Verlosung findet am D-A-CH-Finale statt. Das ist ein kleiner, aber konkreter Schritt zu Gunsten der MINT-Förderung, des Fachkräftemangels und der Sicherstellung des Zuganges für alle.


Das Interview ist am 9. April 2024 in der Davoser Zeitung erschienen. 




Gian-Paolo Curcio, Rektor der PH Graubünden.

Lilian Ladner, Leiterin Fachstelle MINT.

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MINT-Förderung.

Mit der MINT-Förderung setzt sich die PH Graubünden zum Ziel, dass angehende wie auch erfahrene Lehrpersonen die neuen Technologien kennen, diese anwenden und im Unterricht einsetzen können. Die Lehrer:innen werden für MINT-Inhalte begeistert und befähigt, diese Kompetenzen ihrer Schüler:innen wirksam zu fördern.

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